Dr. Stephan Gierer & Dr. Stephanie Gierer

Neurologie ● Schlafmedizin ● Akupunktur ● Naturheilverfahren

Aktuelles aus der Praxis


 

 

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Basisseminar für Betroffene und Angehörige mit MS

Einführung in die Entstehung, Entwicklung und Prognose der Erkrankung. Genaueres unter "Vorträge und Veranstaltungen".

 


 

Gingko schützt vor Alzheimer nicht

Mit riesigem Werbeaufwand versucht die Industrie, den Menschen weiszumachen, das Gingkoextrakte die Entwicklung der Demenz verhindern oder verzögern können. Wer kann sich auch nicht mit dem Mann identifizieren, der vor dem Aufzug namentlich begrüßt wird und der sich nicht an den Namen seines Gegenüber erinnert? "Guten Tag, Herr ... äh...". Eine große Studie aus Frankreich hat sich der Tatsache jetzt angenommen. Menschen über 70, die über Gedächtnisstörungen geklagt hatten, wurden entweder mit 2 x 120 mg Gingko Biloba Extrakt oder mit einem Placebo - einem Scheinmedikament - behandelt. Insgesamt wurden 2854 Betroffene in die Studie eingeschlossen. Nach 5 Jahren hatten 61 Betroffene, die mit Gingko behandelt wurden, und 73 Betroffene, die mit Placebo behandelt wurden, eine wahrscheinliche Demenz vom Alzheimertyp entwickelt. Sowieso sehr wenige, wenn man die absoluten Zahlen ansieht, und nicht wirklich ("statistisch signifikant") weniger mit Gingko als mit Placebo. Unnütze Tabletten schlucken können wir uns also sparen.

Quelle: Vellas B et al.. Long-term use of the standardised gingko biloba extract for the prevention of Alzheimer´s disease (GuidAge): a randomised placebo-controlled trial. Lancet Neurol 2012; 11: 851-859.

 


Was ist ein Nervenschmerz?

Eigentlich hat jeder Schmerz etwas mit Nerven zu tun, schließlich ist der Nerv die Leitung, die das schmerzhafte Signal zum Gehirn überleitet. Als Nervenschmerz („neuropathischer Schmerz“)wird aber derjenige Schmerz verstanden, der direkt aus einer Schädigung des Nervensystems entsteht, zum Beispiel durch eine Verletzung eines Nerven, durch ein Druck auf einen Nerven oder durch eine stoffwechselbedingte Nervenschädigung wie bei einer durch einer Zuckerkrankheit hervorgerufenen Polyneuropathie. Das Gegenstück dazu ist der nozizeptive Schmerz, der aus einer Gewebeschädigung und der damit verbundenen Reizung von Sinnesrezeptoren im Gewebe resultiert. Ein Beispiel hierfür ist ein Schmerz bei einem Gelenkverschleiß. Die Unterscheidung ist durchaus wichtig, da viele Medikamente nur bei der einen, nicht aber bei der anderen Schmerzart helfen. Viele Medikamente, die früher zur Behandlung von epiletischen Anfällen oder von Depressionen genutzt wurden, werden heute – in deutlich geringeren Dosen als früher – erfolgreich gegen Schmerzen eingesetzt. Sie helfen aber nur bei neuropathischen Schmerzen! Die Kenntnis der Schmerzart hat also einen direkten Einfluss auf die Schmerzbehandlung.

Quelle: S. Schuh-Hofer, R.-D. Treede: Definition und Pathophysiologie neuropathischer Schmerzen. Nervenheilkunde 2012: 31: S115-123

 


Gibt es ein Medikament zur Verbesserung des Gehens bei der MS?

Seit einigen Monaten ist in Europa das Medikament Fampyra® zur Behandlung der Gangstörung bei MS zugelassen. Die europäische Zulassungsbehörde hat das Medikament nur zur Behandlung von Betroffenen mit einem EDSS zwischen 4 und 7 zugelassen, also für Betroffene mit einer recht deutlichen Gangstörung. Nach 2 Wochen muss ein Nutzennachweis erbracht werden. In unserer Praxis wird dies mit einem videodokumentierten und in Sekunden gestoppten Gehtest durchgeführt. Das Medikament blockiert Kaliumkanäle, die in demyelinisierten Nervenzellen vermehrt auftreten und zur Instabilität der Signalübertragung führen. Das Studiendesign der Zulassungsstudie war ungewöhnlich, da in den Behandlungsgruppen erfasst wurde, bei wie viel Patienten ein Effekt zu sehen war. Nach Behandlung mit Famdripin (das ist die eigentliche Substanz) haben 38% einen Besserungseffekt gezeigt, nach Behandlung mit Placebo nur 11%. Das bedeutet aber auch, das bei 62% der Behandelten überhaupt kein Effekt zu sehen war. Unsere Erfahrungen geben das ebenfalls wieder: bei einige Betroffenen sehen wir keinen Effekt, bei einigen aber einen sehr guten Effekt auf die Gehfähigkeit. An Nebenwirkungen treten unter Anderem Übelkeit und Schlaflosigkeit auf. Die therapeutische Breite des Mittels ist gering, bei Überdosierung kann es zu epileptischen Anfällen kommen.

Quelle: A.D. Goodman. Dalfampdripine in multiple sclerosis. In: Multiple Sclerosis Therapeutics, Ed. J.A. Cohen und R.A. Rudick. Cambridge Press 2011, S. 557 ff

 


Soll man eine Engstelle der Arteria carotis operieren, wenn sie noch keine Symptome gemacht hat?

Immer wieder werden Engstellen („Stenosen") des Hauptgefäße für die Gehirnversorgung, der Arteria carotis am Hals,mit der leicht zugänglichen Ultraschalluntersuchung gefunden. Dabei stellt sich die Frage, wie gefährlich eine solche Engstelle ist und ob man diese vielleicht entfernen sollte.

Dabei muss zunächst einmal herausgefunden werden, ob diese Engstelle schon einmal Symptome gemacht hat (Taubheitsgefühle, Lähmungserscheinungen, Sprachstörungen, Sehstörungen) und wenn ja, wann das der Fall war. War das noch nicht der Fall, muss man folgendes abwägen:

In der 90er Jahren ist die Frage in Europa und Amerika in jeweils einer großen Studie sorgfältig an Tausenden von Patienten untersucht worden. Dabei stellte sich heraus, das nach 5 Jahren bei den operierten Patienten 6,4 % einen Schlaganfall erlitten hatten oder gestorben waren, in der nicht operierten Gruppe waren das 11,8 % (das sind die Zahlen der europäischen Studie) Um einen Schlaganfall zu verhindern, musste man statistisch 93 Patienten operieren, diese Zahl wird als „number needed to treat" bezeichnet. Daraus resultiert die Empfehlung, Patienten dann zu operieren, wenn sie noch eine nennenswerte Lebenserwartung vor sich haben, was natürlich nicht nur vom Alter, sondern auch von den sonst vorhandenen Erkrankungen abhängt.

In der Zwischenzeit sind allerdings die Ergebnisse der nicht operativen – der „konservativen" – Therapie deutlich besser geworden und liegen bei einem Schlaganfallrisiko bei einer Engstelle von mehr als 50% bei 0,8% („SMART Studie" von 2007) zw 0,34 % pro Jahr (Studie aus Oxford von 2010). Das bedeutet, das bei einer guten medikamentösen Therapie und Behandlung aller Risikofaktoren für einen Schlaganfall im Zweifelsfall durchaus auch bei den erwähnten Patienten mit einer nicht symptomatischen Engstelle der Arteria carotis auf eine Operation verzichtet werden kann. 

Quellen: Vaskuläre Neurologie, Hrsg D. Hermann, T. Steiner und H.C. Diener, Thieme Verlag 2010 und D. Sander, Primärprävention des Schlaganfalls, Akt Neurol 2011; 38: 414-427

 


Bewegung fürs Gedächtnis

Eigentlich würde man denken, dass körperliche Betätigung und Gedächtnis nicht zusammenhängen. Mittlerweile stellt sich aber etwas ganz Anderes heraus: regelmäßiges, aber mäßiges Ausdauertraining verbessert die Konzentrations- und Gedächtnisleistungen von sowohl gesunden als auch bereits beeinträchtigten Menschen. Dabei nimmt sogar das Volumen der Gehirnrinde zu. Ideal ist schnelle Gehen mit oder auch ohne Handstöcke („Nordic Walking"). Durch regelmäßiges Training kann man die Wahrscheinlichkeit, später einmal an einer Demenz zu erkranken, um mindestens ein Drittel senken. Deswegen raten wir allen Menschen mit Schwierigkeiten bei Konzentration und Gedächtnis zur körperlichen Aktivität. Erstaunlicherweise führt auch die reduzierte Zufuhr von Kalorien zu einer Verbesserung dieser Gehirnfunktionen, oder umgekehrt gesagt: Übergewicht bereits in mittleren Jahren (!) erhöht die Wahrscheinlichkeit, eine Demenz zu entwickeln, um 34%. 

Quelle: B. Steiner und Mitarbeiter. Lebensstil und Kognition. Der Nervenarzt, Springer Verlag Dezember 2011

 


Omega 3 Fettsäuren bei Multipler Sklerose

Der Effekt von Omega 3 Fettsäuren, die vor allem in Seefisch vorkommen, bei der MS ist umstritten. Eine letzte Studie aus Norwegen war diesbezüglich leider negativ. Das Fischkonsum allgemein einen günstigen Effekt auf die Lebenserwartung hat, weiss man seit einer größeren Untersuchung aus Chicago (Morris und Mitarb. Arch Neurol 2005). Wir empfehlen Betroffenen mit einer MS mindestens einmal die Woche Fisch zu essen. Allerdings ist keinesfalls in jedem Fisch einen nennenswerte Menge der genannten Fettsäuren zu finden! Kabeljau beispielsweise ist diesbezüglich wenig hilfreich, Lachs und Sardinen dagegen schon. Auch in anderen Speisen sind diese "guten" Fettsäuren vorhanden, zum Beispiel in Leinöl. Einen Überblick über den Gehalt an Omega 3 Fettsäuren in verschiedenen Fischen findet man unter http://www.eufic.org.

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